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Gasversorgung in Deutschland
Im September 2008 veröffentlichte die Bundezentrale für politische Bildung (BPB) Erhebungen welche besagten, dass in Deutschland im Jahr 2007 rund 473,6 Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten (SKE) in der Industrie und in privaten Haushalten verbraucht wurden. Lediglich 135 Millionen Tonnen SKE wurden aus inländischer Energiegewinnung bestritten, etwa drei Viertel der Nachfrage an Energie wird durch Importe gedeckt. Erdgas deckt dabei neben der Wärmeversorgung etwa 16 Prozent der deutschen Stromversorgung.
Bis Anfang der 1980er Jahre wurde die Gasversorgung der meisten westdeutschen Städte von Stadtgas auf Erdgas umgestellt. Stadtgas ist jedoch wegen des hohen Anteils an Kohlenstoffmonoxid giftig, was besonders darauf zurückzuführen ist, dass es durch die Umwandlung von Kohle zu Gas entsteht, wobei besonders in Deutschland ein Großteil aus der Steinkohle des Ruhrgebiets gewonnen wurde. Die Umstellung auf das ungefährliche Erdgas war dabei relativ unkompliziert, da die gleichen technischen Ausrüstungen und die bestehende Infrastruktur direkt genutzt werden konnten. In den Fünf Neuen Ländern wurde die Versorgung dann endgültig im Laufe der 1990er Jahre ebenfalls umgestellt.
In Deutschland betrug der Anteil des Erdgases zur Energiegewinnung 2007 mit über 22 Prozent fast ein Viertel des Bedarfs. Rund die Hälfte aller Privathaushalte wird bereits mit Erdgas beheizt. Für Deutschland sind die wichtigsten Gaslieferanten Russland und Norwegen. In den vergangenen Jahren sind auch dänische Gasimporte zunehmend wichtiger geworden. Aufgrund verschiedener vertraglicher Bindungen und dem Preisdruck aus Osteuropa wird darüber hinaus ein Großteil über die Niederlande importiert. Etwa ein Fünftel des Bedarfs wird in Deutschland gefördert. Die größten derzeit betriebenen inländischen Quellen liegen in Norddeutschland.
Mit der politisch äußerst umstrittenen geplanten Inbetriebnahme der Nordeuropäischen Gasleitung im Jahr 2012 soll die Versorgung durch Erdgas in Deutschland weiter gesichert werden. Die Pipeline zwischen Russland und Greifswald soll den Plänen zufolge mit 55 Milliarden Kubikmetern jährlich etwa die Hälfte des derzeitigen Gesamtverbrauchs pro Jahr in Deutschland decken.
Diese Pipeline ist deshalb so umstritten, da auf der einen Seite die Kosten für den Bau immens hoch sind und die langfristige sichere Nutzung auf der anderen Seite nicht gewährleistet werden kann. Dabei wird von Kritikern besonders betont, dass eine politisch unstabile Situation wie im Kalten Krieg jederzeit wieder eintreten könnte und die Pipeline so als Druckmittel eingesetzt werden. Außerdem kann durch Veränderungen in den internationalen Handelsbeziehungen oder die Förderung neuer, effizienterer Technologien die Nutzung der Pipeline hinfällig werden.
Seit über 25 Jahren bereits gibt es außerdem Überlegungen, ein Terminal für Tanker bei Wilhelmshaven einzurichten, um die Abhängigkeit der Bundesrepublik von Importen über Pipelines zu reduzieren. Dabei handelt es sich vereinfacht gesagt um eine hochtechnologisierte Anlage zum Andocken von Spezialtankern für verflüssigtes Gas mit entsprechenden Abpumpanlagen und einer Reihe besonders großer Speicher. Von dort soll über ein System von Pipelines das importierte Gas an deutsche Haushalte beziehungsweise andere dezentrale Speicher verteilt werden.
Um den Spitzenverbrauch etwa im Laufe eines besonders harten Winters zu decken, um kurzfristige Importstörungen wie beispielsweise im Jahr 2006 zu überbrücken (damals verursacht durch Russland und die Ukraine) und um starke Schwankungen in der nationalen Nachfrage zu kompensieren, werden in Deutschland über 18 Milliarden Kubikmeter Erdgas in Untergrundspeichern gelagert.